Diese Gründerin will mit KI die Modebranche nachhaltiger machen

Tim Spark, 03. November 2020
Handelsblatt.com

Rund 400.000 Tonnen Textilabfall produziert Deutschland jährlich. Gründerin Anna Franziska Michel will das mit digitalisiertem Design ändern.

Anna Franziska Michel Wenn es nach der Gründerin geht, soll Yoona Technology ein 100-Millionen-Euro Start-up werden. (Foto: Yoona Technology)

Anna Franziska Michel Wenn es nach der Gründerin geht, soll Yoona Technology ein 100-Millionen-Euro Start-up werden. (Foto: Yoona Technology)

Düsseldorf „Ich wollte immer Kunst studieren“, erzählt Anna Franziska Michel. Ihre Mutter riet ihr aber zu einem Lehramtsstudium. Doch die gebürtige Thüringerin begnügte sich damit nicht und begann nach dem Staatsexamen noch ein Modedesign-Studium. „Auch in der Kunst wollte ich ja schon etwas verändern, aber durch Mode können Botschaften viel schneller verbreitet werden“, sagt die 42-Jährige. „Modedesign ist angewandte Kunst.“

Ihre Bachelorarbeit wurde ausgezeichnet, und Michel gründete daraufhin ihr eigenes Modelabel. Sie merkte aber, dass dieses weder produktiv noch nachhaltig war. „70 Prozent von dem, was ich verkauft habe, waren Basics, nur 30 Prozent waren kreative Designs“, blickt sie zurück.

Michel wollte dagegen Design neu denken und dabei auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin gründete sie eine Forschungsgruppe. Mit sieben Programmierern arbeitete sie dort an einer Künstlichen Intelligenz, die Designs erstellt.

„In den ersten Sitzungen habe ich nichts verstanden“, erzählt Michel. Sie arbeitete sich jedoch in die Thematik ein – und aus dem Modelabel wurde das Softwareunternehmen Yoona Technology. Das Start-up setzt dabei auf eine App, in der Kunden die Künstliche Intelligenz mit visuellen und Performance-Daten füttern. Die App erstellt Farbkonzepte, Prints, einzelne Designs und gesamte Kollektionen. Michel konnte schon erste namenhafte Kooperationspartner gewinnen.

Yoona Technology setzt auf Nachhaltigkeit. Das fängt für Michel nicht erst bei den Materialen an, sondern schon beim Prozess des Designs. Durch die Digitalisierung werden Prototypen überflüssig, es gibt weniger Abfall, und weniger Materialen werden verbraucht. Die Designs, die durch die Software entstehen und auf Datensätzen basieren, sollen dafür sorgen, dass es zu keiner Überproduktion kommt, und die Mengen den Bedürfnissen des Kunden entsprechen.


Erste Kooperationspartner

Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode Instituts, erwartet, dass die Digitalisierung der Modebranche in den nächsten Jahren beschleunigt vonstattengehen wird. Insbesondere unter dem derzeitigen Veränderungsdruck bedingt durch die Corona-Pandemie. Für ihn ist es naheliegend, dass Designs dann auch über Algorithmen und Künstliche Intelligenz dechiffriert werden.

„Diejenigen, die jetzt noch nicht auf den Zug aufgesprungen sind, die verpassen ihn nun unter Umständen, da sie eventuell krisenbedingt mittlerweile keine ausreichenden Budgets mehr für die digitale Transformation ihrer Produktentwicklung haben“, sagt Müller-Thomkins.

Der Einzelhändler Ernsting’s Family war der erste Kooperationspartner, ein anderer ist das Familienunternehmen Vaude, das sich auf Bergsportausrüstung spezialisiert hat. Langfristig hat die Gründerin, die derzeit vier Mitarbeiter beschäftigt, größere Ziele. „Wir wollen die Modebranche digitalisieren und ein 100-Millionen-Euro Start-up werden“, sagt Michel selbstbewusst. Für die „Vogue Italia“ hat Yoona schon 3D-Designs erstellt.

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